David Trinkberger

Hundeliebe

KEV-Profi David Trinkberger führt für das Tierheim am Flünnertzdyk Hunde aus, die auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten. So wie den Golden Retriever „Bärchen“.

Frische Luft schadet nie. Schon gar nicht einem Hochleistungssportler wie ihm, der jeden Tag mit dem Schläger und auf Schlittschuhen seinen Mann stehen muss und über ein halbes Jahr mehr als 52 Spiele absolviert. Eishockey ist ein rauer Sport, aber auch ein packender. Wettkampf pur in jeder Minute. Rasend schnell geht es zwischen den Toren hin und her. Wer den Puck aus den Augen verliert, bekommt bald ein Problem. David Trinkberger von den Krefeld Pinguinen hat sich für die freie Zeit einen effektiven Ausgleich geschaffen. Und einen, mit dem er gleichzeitig einen Dienst für die Gemeinschaft leistet. An den Nachmittagen fährt er hinaus zum Tierheim am Flünnertzdyk und führt die Hunde aus, die dort oft wochen- oder gar monatelang in ihren Zwingern auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten. Der großgewachsene Eishockey-Verteidiger versüßt ihnen ein wenig die Zeit, wenn er mit ihnen die umliegenden Wiesen und Wälder des Hülser Bruchs durchstreift. Und natürlich vice versa – David Trinkberger hat Hunde einfach unheimlich gern.

„Der Kontakt zu Tieren wirkt sich positiv auf uns Menschen aus“, erzählt der 27 Jahre alte Niederbayer aus Landshut, der seit seiner Ankunft in Krefeld im Sommer 2022 mit seiner Freundin Kendall Stormo, einer Amerikanerin, in Bockum lebt und seitdem regelmäßig im Tierheim als Gassi-Geher aushilft. Alles ehrenamtlich, versteht sich. Wie ein Dankeschön, eine Gegenleistung für das Willkommensgefühl, das er in Krefeld gespürt hat: „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden. Ich möchte etwas zurückgeben.“ Da sind die stundenweisen Spaziergänge durch das Naturschutzgebiet wie ein kleiner Rückzug aus dem Berufsstress. „Man kommt mal runter, auch wenn es sportlich mal nicht gut läuft“, sagt er weiter. Mannschaftskollegen begleiten ihn hier und da, zeigen sich interessiert am Engagement und der Sache. „Eine Runde spazieren zu gehen, ist gut für die Erholung. Man baut damit auch das Laktat ab“, weiß der Athlet Trinkberger. Und da wäre ja auch noch seine große Zuneigung zu den Vierbeinern.

Teamkamerad Eric Gotz begleitet David manchmal auf seinen Gängen durch den Hülser Bruch.

In den zurückliegenden Monaten betreute er „Bärchen“, einen Golden Retriever. Sehr umgänglich, so wie man die Rasse gemeinhin kennt. Ein Familientier, das aber schon über zwei Jahre am Flünnertzdyk auf ein neues Zuhause wartet und die Zeit mit David Trinkberger sichtlich genießt. „Er ist sehr dankbar. Er folgt aufs Wort, ist ganz entspannt. Es gibt nie Probleme mit ihm“, erzählt der Eishockey-Spieler beglückt. Begegnungen mit „Bärchen“ und Co. sind für ihn ein Stück weit ein Ersatz in seinem eigenen Leben. „Ich hätte gerne einen Hund“, gesteht er. „Aber das ist mit meinem Job schwierig.“ Ein großer Hund soll es schon sein, der aber auch viel Auslauf und Beschäftigung bräuchte. David Trinkberger aber ist als Profisportler zu viel unterwegs. Seine Freundin Kendall arbeitet ebenfalls fünf Tage pro Woche. Da kommt eine Anschaffung nicht in Frage. Das Tier soll es ja schließlich gut haben und nicht emotional verkümmern. Hunde sind soziale Lebewesen. Das Engagement als Gassi-Geher ist daher für ihn so etwas wie „das Beste aus zwei Welten.“ Der perfekte Kompromiss. „Ich will den Tieren einen Gefallen tun.“

Die Spaziergänge in der Natur sind ein willkommener Ausgleich zum fordernden Eishockeysport.

Krefeld ist die dritte Profistation von David Trinkberger. Aus seiner Heimat Landshut verschlug es ihn 2014 zunächst nach Amerika, er spielte für die Muskegon Lumberjacks in Michigan, die Sioux City Musketeers in Iowa und später für die Universität von Alaska. „Das Ausland hat mich sehr geprägt“, erzählt der studierte Master of Business Administration. „Ich bin behütet aufgewachsen, aber weit von zu Hause weg zu sein, hat mich weiterentwickelt.“ Neues Land, neue Menschen, neue Sitten. „So ein Schock tat mir gut.“ Die Persönlichkeit konnte reifen. Über die DEL-Clubs Nürnberg und Düsseldorf führte der Weg 2022 nach Krefeld. Das Interesse an Hunden war schon in jungen Jahren ausgeprägt. Erloschen ist es nie. Während seines Aufenthalts in Amerika lebte er in Gastfamilien immer mit den geschätzten Vierbeinern unter einem Dach. Ihr Verhalten faszinierte ihn, auch die Lernfähigkeit. Die Treue des Hundes zum Menschen beeindruckte ihn immer schon.

Die Hilfe im Tierheim gibt ihm viel. David Trinkberger besitzt längst die Bescheinigung, große Hunde zu führen, auch die Listenhunde, die auch schon einmal mit aggressiverem Verhalten auffallen können. „Es ist viel erziehungsabhängig“, weiß der 27-Jährige. „Das Engagement hat auch meinen Horizont erweitert. Ich habe alle möglichen Rassen und Eigenarten schon kennengelernt.“ Trinkberger kann die Körpersprache lesen, weiß, was ein Hund fühlt. Prüfungen für große Hunde hat er bestanden, Sachkundenachweise erbracht. Die Begegnungen mit den Vierbeinern will er zwischen den Trainingseinheiten und Wettkämpfen auf dem Eis nicht mehr missen. Sie sind fester Teil seines Lebens geworden. Eine Bereicherung. „Es ist einfach eine Hundeliebe“, bringt es Trinkberger treffend auf den Punkt.

Instagram: davidtrinkberger

Fotos: Lucas Coersten
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