No Mercy Trek

Durch die Wüste

Für den Fall, dass es ihm zwischendurch mal langweilig wird, hat Sascha aktuellen Lesestoff dabei.

Im Oktober berichteten wir über Michael Loewnich und Sascha Stöckl, die sich vorgenommen hatten, zu Fuß von Marrakech bis ins 2.250 Kilometer entfernte Nouakchott zu marschieren — durch das Atlasgebirge und die Westsahara. Beide möchten mit der Aktion Aufmerksamkeit für die menschenunwürdige Situation der Frauen in Liberia erzielen — und Spendengelder für den Bau eines Frauenhauses generieren. Ende September sind die beiden gestartet: Als wir zu ihnen Verbindung aufnahmen, wurden wir erst einmal mit einer Hiobsbotschaft konfrontiert.

Zuerst die allerwichtigste Frage: Wie geht es Euch?

Michael: Der Start war etwas holprig. Wir sind am 29. September planmäßig in Marrakech gelandet, wo wir eine kleine Unterkunft gemietet hatten, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Als wir dort jedoch ankamen, wusste niemand von uns. Wir nutzten also die Zeit, ein paar Vorräte zu kaufen, doch es war nahezu unmöglich, Gaskartuschen zu finden. Als wir am Ende eines langen Tages alles beisammen hatten, waren wir so zerschlagen, dass wir den Start unserer Tour einen Tag nach hinten verschoben. Wir sind also erst am 1. Oktober losgezogen.

Leider wurde ich dann in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober mit starken Brustschmerzen wach. Ich habe eigentlich einen Ruhepuls von 40, plötzlich war er auf 130. Uns war klar: Wenn ich diese Symptome ignoriere und weitergehe, könnte das fatale Folgen haben. Ich fuhr also in ein Krankenhaus zurück, wo mir der Arzt empfahl, unbedingt einen Kardiologen aufzusuchen. Ich bin seit dem 6. Oktober wieder in Deutschland — und ich hatte viel Glück. Trotzdem ist es für mich ungemein schmerzhaft, Sascha nicht weiter begleitenzu können. Ich hatte mich über ein Jahr auf dieses Abenteuer vorbereitet, die ersten Eindrücke waren überwältigend. Ich muss mich jetzt darauf konzentrieren, die ganze Aktion von zu Hause aus weiter zu unterstützen.

Sascha, wo bist du jetzt und wie viele Kilometer hast Du bereits zurückgelegt?

Sascha: Ich bin gerade bei Kilometerpunkt 500 am Atlantik angekommen und liege noch gut in der Zeit. Das Atlasgebirge war weniger herausfordernd, als ich es erwartet hatte. Doch danach stiegen die Temperaturen regelmäßig auf 37 °C und ich habe teilweise über Stunden keinen einzigen Menschen gesehen.

Schildere doch mal ein bisschen Deine Eindrücke!

Sascha: Schon in den ersten Tagen wurden wir unterwegs von einem jungen Marrokaner angesprochen — auf Deutsch! Adil lebt eigentlich in Deutschland und war zu Besuch in Marokko. Von unserer Aktion war er so begeistert, dass er uns spontan zum Essen einlud. Die Menschen sind unglaublich nett und fürsorglich. Immer wieder strecken vorbeifahren-de Autofahrer ihren Daumen nach oben, um mich anzufeuern. Es kam auch schon vor, dass mir Lebensmittel gebracht wurden. Mir wurde auch schon ein Schlafplatz in einem Hotel spendiert. Eine warme Dusche ist nach einer Woche wirklich unfassbar erfrischend!

Gab es denn mal eine Aktion, bei der es Dir mulmig wurde?

Sascha: Ja, eines nachts stand das Militär mit Maschinenpistolen vor meinem Zelt, hat mich geweckt und gefragt, wer ich bin und was ich mache. Ich kenne solche Situationen schon von meinen anderen Reisen, also habe ich die Ruhe bewahrt und alle Fragen beantwortet. Die Soldaten waren dann auch sehr nett. Sie erklärten mir freundlich, dass sie nur hier seien, um mich zu beschützen.

Also würdest du sagen, dass alles gut läuft?

Sascha: Abgesehen davon, dass Michael abreisen musste, ja. Es ist auf diesen Reisen wichtig, dass man flexibel bleibt, die Dinge auf sich zukommen lässt und nicht zu viele Pläne macht.
Michael: Sascha ist wirklich unglaublich. Ihn zu beobachten, wie er in dieser fremden Umgebung aufblüht, freundlich gesonnene Menschen förmlich anzieht und auf jedes kleine Problem immer sofort eine Lösung findet, war ungemein beeindruckend. Ich bedauere es sehr, ihn nicht weiter begleiten zu können.

Sascha, wie viele Stunden läufst Du im Schnitt pro Tag? Wie und wo übernachtest Du?

Sascha: Ich laufe zwischen acht bis zehn Stunden am Tag. Nachts schlafe ich meistens in meinem Zelt.

Zu euren Regeln zählte ja auch, nicht mehr als 2,50 Euro pro Tag auszugeben. Klappt das?

Sascha: Ja, das Geld reicht. Meistens gebe ich täglich zwischen einem und zwei Euro aus. Meistens für Wasser. Morgens esse ich Brot und abends einfach Nudeln mit Tomatensoße. Die sind sehr günstig und schnell auf dem Gaskocher gemacht.

Was für Herausforderungen stehen Dir in den nächsten Tagen bevor?

Sascha: Bald erreiche ich die Westsahara. Den Berichten nach ist das ein noch stark militarisiertes Gebiet. Die nächsten 600 km wird es wohl noch gehen. Aber danach kann es gut sein, dass Soldaten mich eskortieren. Ich bin gespannt.

Mit dem Fahrradanhänger durch die Wüste: Bald wird Sascha die Westsahara durchqueren.

Ihr hattet ja geplant, Euren Reisefortschritt über die sozialen Netzwerke zu teilen. Wie funktioniert das? Wo kann man Euch verfolgen?

Michael: Alles, was Sascha mir an Material zuschickt, wird in unseren Social-Media-Kanälen geteilt. Auf unserer Webseite gibt es auch Blog-Beiträge mit Saschas Reisenberichten sowie eine interaktive Karte, die seinen aktuellen Standort anzeigt.

Habt Ihr schon Spendengelder erwirtschaftet?

Michael: Ja, die Resonanz in den ersten Tagen war riesig. Bedingt durch meinen Ausfall ist die Aufmerksamkeit leider etwas zurückgegangen. Ich denke aber, dass wir wieder mehr Menschen erreichen, wenn ich jetzt von zu Hause aus die Werbetrommel rühre. Ich freue mich total über Eure Unterstützung. Vielen Dank, dass Ihr uns diesen Platz einräumt!

Wer Sascha, Michael und den Verein Teamwork Africa Germany e. V. unterstützen möchte, findet hier alle Informationen:
Facebook: Teamwork Africa – Deutschland e.V. & Mit Hut um die Welt
Instagram: teamwork.africa.germany & mit_hut_um_die_welt
teamwork-africa.de

Spendenkonto
Teamwork Afrika Deutschland e. V.
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE84 3705 0299 0341 5629 64
BIC: COKSDE33XX
Verwendungszweck: no MERCY trek

Oder per PayPal: paypal.me/TeamworkAfricaGER

Fotos: Sascha Stöckl
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