Editorial

Liebe Crevelterinnen und Crevelter,

in den letzten Jahren wurden wir immer wieder mit einer bestimmten Kritik konfrontiert: „Wenn man euer Magazin liest, könnte man meinen, es gäbe keine Frauen in Krefeld“, formulierte es eine Leserbriefschreiberin einmal sehr pointiert. Und tatsächlich ist es so, dass es in unseren Artikeln überdurchschnittlich oft um Männer geht. Uns hat das ehrlich gesagt selbst erstaunt, denn natürlich ist das keinesfalls Ausdruck einer bestimmten Agenda, sondern am Ende einfach Zufall. Oder doch nicht? Hat ein überwiegend von Männern geführtes Magazin vielleicht automatisch eine männliche „Schlagseite“? Ganz auszuschließen ist das nicht — und natürlich ein guter Anlass, das eigene Handeln immer mal wieder kritisch zu überprüfen.

In jedem Fall freut es uns umso mehr, dass in dieser Herbstausgabe sehr viele Frauen mit ihren Geschichten zu Wort kommen — auch wenn unser Umschlag mit Einbrecherschreck Frank Lemmen einen anderen Eindruck erweckt. So haben wir uns mit Künstlerin Adiam Hailesillassie getroffen, die uns spannende Einblicke in ihr Schaffen und Denken gewährte, die ebenso sehr von ihrem Geburtsort Eritrea wie von ihrer niederrheinischen Heimat geprägt sind. Mit der Verarbeitung von Trauer beschäftigen sich die Trauerbegleiterinnen Sabine Kreuer und Stefanie Barthold: In der alten Samtweberei empfangen sie Menschen, die nach dem Verlust einer geliebten Person nicht mehr weiter wissen. Was es mit dem Beruf der Pferdewirtschaftsmeisterin auf sich hat, erklärte uns Renée Faatz am Ende ihres langen Arbeitstages für unsere beliebte Serie „Wie wird man eigentlich?“. Für mehr Aufmerksamkeit und Gleichberechtigung für Frauen im Sport setzen sich hingegen die Sportlerinnen der Ladies‘ League ein: Noch immer ist es nämlich so, dass der Fokus der Vereine oft auf ihren Männerbereichen liegt, während die Frauen eher stiefmütterlich behandelt werden. Wie sich das ändern soll, erklärten uns die Athletinnen im Gespräch. Und um Frauenrechte geht es auch Michael Loewnich und Extrem-Globetrotter Sascha Stoeckl: Um Spendengelder für die Errichtung eines Frauenhauses in Liberia zu sammeln, wandern die beiden in 60 Tagen zu Fuß von Marrakech durch das Atlasgebirge und die Westsahara bis nach Nouakchott in Mauretanien. Wir haben uns vor ihrer Abreise mit ihnen unterhalten.

Wir hoffen, mit unserer Oktober-Ausgabe ein bisschen Wiedergutmachung für bisherige Versäumnisse geleistet zu haben — und geloben für die Zukunft Besserung. CREVELT soll schließlich ein Magazin für alle Menschen in Krefeld sein: Für Frauen und Männer.

Viel Spaß beim Lesen wünschen
Ihr Michael Neppeßen und David Kordes

Foto: Niklas Breuker
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