Miteinander in Oppum

Das Wichtigste ist die Gemeinschaft

Zusammen mit anderen Ehrenamtlern rief Birgitta Gebauer das M.I.O. ins Leben.

„Manche gehen zum Arzt, um zu reden“, weiß Birgitta Gebauer. „Denn Menschen brauchen Begegnungen. Viel zu viele sind einsam.“ Vor allem aus diesem Grund hat sie zusammen mit anderen Ehrenamtlern aus der Oppumer St. Augustinus Gemeinde vor einem guten Jahr das Begegnungszentrum M.I.O. – Miteinander in Oppum — ins Leben gerufen. Zum Glück für das christlich motivierte Gründungsteam wurde direkt gegenüber der Schutzengelkirche ein Ladenlokal frei, das dazu noch in einem sehr guten Zustand war. Nur der Fußboden musste erneuert werden. 85 Quadratmeter Fläche, Toiletten und Küchenanschlüsse vorhanden und die Miete bezahlbar. Das waren gute Voraussetzungen für das Projekt. Trotzdem hätte die Gemeinde die Investitionen nicht allein stemmen können. Doch mit der katholischen Hilfsorganisation Bonifatius-Werk fand sich glücklicherweise ein großzügiger Geldgeber. Trotzdem steckt im M.I.O. ein hohes Maß an Eigenarbeit – vom Fußboden Verlegen über das Schränke Aufbauen bis zum Küche Installieren. „Fast alle Möbel kamen aus Haushaltsauflösungen, die Küche aus dem Pfarrheim“, erinnert sich Birgitta Gebauer. „Nur die Spülmaschine musste neu angeschafft werden.“

Als das M.I.O. Ende April 2024 eröffnet wurde, war es noch gar nicht ganz fertig, aber das tat dem von Anfang an großen Zuspruch keinen Abbruch. Schnell erweiterte sich das Orga-Team von 8 auf 17 Köpfe. Obwohl die Kirchengemeinde Träger des Oppumer Begegnungszentrums ist, tritt sie nach außen hin nicht deutlich in Erscheinung. Denn dadurch finden auch Menschen hierher, die nicht in die Kirche gehen würden. „Die großen Schaufenster und die zentrale Lage unseres Ladenlokals haben echte Vorteile“, freut sich Gebauer. „Die Leute bleiben stehen und gucken, was bei uns drinnen passiert – und manchmal traut sich auch ein Neugieriger rein. Unsere Angebote finden weit über Oppum hinaus Interessierte“, weiß sie zu berichten. „Wir wollen nicht missionieren“, fährt sie fort. „Bei uns kann jeder mitmachen, egal welchen Glauben oder Weltanschauung er oder sie hat.“

Thomas Stapel und Rudolf Reincke bieten eine Computer-Sprechstunde an

Unser Besuch im M.I.O. findet an einem Montagvormittag statt, an dem die Computer- und Internet-Sprechstunde im Stundenplan steht. Geleitet wird dieses Angebot von Thomas Stapel, der mehr als 30 Jahre als Ingenieur mit digitaler Technik gearbeitet hat. „Ich war lange Administrator von Firmennetzwerken“, erzählt er, „und kann daher einiges an Wissen weitergeben.“ Bei der EDV-Sprechstunde mithelfen möchte auch Rudolf Reincke, der 40 Jahre bei der Telekom und elf Jahre beim Zoll im technischen Bereich beschäftigt war. „Viele, die hierherkommen, haben Probleme mit Handys oder Tablets“, berichtet Stapel. „Auch Online-Banking oder das Shoppen im Internet bereitet einigen Menschen immer noch Probleme. Die Leute haben Angst, zu viele Daten preiszugeben und Ziel von Hacker-Angriffen zu werden“, so der IT-Fachmann im Ruhestand. „Wir können manche Sorgen entkräften oder Verhaltenstipps geben, wie man sich schützen kann. Manchmal müssen wir auch Begriffe wie ‚Zwei-Phasen-Authentifizierung‘ erklären, die komplizierter klingen als sie sind“, erklärt er mit einem Schmunzeln.

Unter dem Motto „Sock & Woll“ trifft sich eine Damenrunde jeden Mittwoch zum Handarbeiten.

„Die Computer-Sprechstunde wird gut nachgefragt, ist aber nur ein Angebot von vielen“, betont Gebauer. So steht Dienstagsmorgens Unterstützung bei Formularen im Kalender und nachmittags „Englisch für Anfänger:innen“. Im Laufe der Woche kommen dazu unter anderem ein Krabbel-Café für Eltern und Großeltern mit kleinen Kindern, eine Pflegeberatung, eine Trainingseinheit für die „Grauen Zellen“ und ein Kartenspielnachmittag für Skat- und Doppelkopf-Fans. Ein besonders gut nachgefragtes Angebot ist „Sock & Woll“ das immer Mittwochnachmittag stattfindet. „Die Teilnehmerinnen ergänzen sich hier super. Die eine kann gut Socken stricken, die andere Ärmel annähen. In dieser Runde steckt wirklich ein geballtes Wissen und Können“, weiß Gebauer. „Und dabei haben sie auch noch einen Riesenspaß. Manchmal schlägt die Stimmung so hohe Wogen, dass die Brettspieler im Nebenraum sich beschweren“, erzählt sie lächelnd.

Ein spannendes Angebot, das ebenfalls weit über Oppum hinaus wahrgenommen wird, ist das Repaircafé, samstags von 11 bis 13 Uhr. Hier kann man technische Geräte aller Art oder auch die Jahre gekommenes Fahrräder mitbringen, die dann gemeinsam repariert werden. Die elektrischen Geräte werden von einem Elektromeister geprüft, damit sie auch wirklich sicher sind. „Wir finden es wichtig, sparsam mit Ressourcen umzugehen, um die Schöpfung zu bewahren“, betont Gebauer, „und wenn etwas nicht repariert werden kann, soll es zumindest vernünftig entsorgt werden!“

Über das Standardprogramm hinaus gibt es auch Einzelangebote wie vor Ostern ein Kurs im Ostereier Bemalen auf sorbische Art. „17 Leute waren da und haben mit hoher Konzentration gemalt“, so die M.I.O. Leiterin. „Das war fast meditativ.“ Ein kunstvolles Ergebnis hatte auch ein Quilt-Workshop, bei dem ein prächtig anzusehender M.I.O.-Quilt entstanden ist. In Kürze soll es an der Oppumer Hauptstraße ein Kneipen-Quiz geben. Die Anwesenden dürfen in lockerer Atmosphäre Fragen beantworten, und standesgemäß für ein Kneipenquiz wird es wohl auch ein Bierchen geben.

„Wir haben hier schon einiges im Stundenplan stehen, aber ein paar Lücken sind noch zu füllen. Wer kreative Ideen hat, oder einfach nur so mitmachen möchte, ist herzlich im Team willkommen“, erklärt Birgitta Gebauer. „Das Wichtigste quer durch alle Angebote ist aber die Gemeinschaft. Viele unserer Gäste kommen immer auch zu uns, um andere Menschen zu treffen und sich auszutauschen. Das ist ebenso wichtig wie spielen, singen oder handarbeiten. Das ist unsere Mission, für die wir das M.I.O. ins Leben gerufen haben. Wir hoffen, dass wir unser Begegnungszentrum noch lange betreiben können.“

M.I.O.
Hauptstr. 9
47809 Krefeld
Telefon: 01573 – 7553001
augustinus-krefeld.de/lebendige-gemeinde/m.i.o./

 Fotos: Felix Burandt
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