
Wenn in Filmen geheiratet wird, geht es meist nur um die Liebe. Und im echten Leben? 10.000 Euro, 200 Stunden Planungsstress, 75 Gäste: Das sind die Eckdaten einer Durchschnittshochzeit in Deutschland. Doch es geht auch anders: Am 25. Mai können sich frisch verliebte und langjährige Paare in und vor der Friedenskirche kirchlich trauen oder segnen lassen – ohne lange Vorbereitung, kostenfrei und sogar spontan. Dabei müssen sie auf Sektempfang, Hochzeitstorte, Musik oder Fotos nicht verzichten. Neun evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer freuen sich auf ein ungewöhnliches Event mit Gottes Segen und einigen Überraschungen.
„Ja, ich will!“ steht in filigraner Schreibschrift auf dem dunkelroten Flyer, und das Datum „25.05.25“ fällt – neben dem QR-Code – sofort ins Auge. Pfarrerin Christine Grünhoff und Pfarrer Christian Röhling gehören zum mehrköpfigen Organisationsteam der evangelischen Gemeinden in Krefeld und hoffen an diesem Sonntag nicht nur auf zahlreiche Paare, sondern auch auf gutes Wetter. Denn bei der ersten Pop-Up-Hochzeit in Krefeld soll es gleich mehrere Traustationen geben, sprudelt es aus dem Duo heraus: „Ganz klassisch vor dem Altar der historischen Kirche von 1874, im Glockenturm vor der riesigen Rosette oder auf der Turmkrone unter freiem Himmel!“ Auch an eine barrierefreie Möglichkeit haben sie gedacht, damit wirklich jeder eine „feine Hochzeit mit Liebe und Hoffnung, aber ohne Riesenrummel“ erleben kann, sagt der in Bochum aufgewachsene Röhling. Nach vielen Jahren als Pfarrer in Willingen hat er vor neun Monaten seinen Dienst in der Christuskirche angetreten.

Schon bei der ersten Tasse Kaffee mit Kollegin Christine Grünhoff, die seit 2018 in der Markuskirche in Fischeln aktiv ist, sei er von der „etwas verrückten Idee“ vieler kleiner Tiny-Hochzeiten an einem Tag begeistert gewesen. „Nicht jeder will oder kann eine große Hochzeit feiern“, weiß der 49-Jährige aus eigener Erfahrung. „Und wer länger verheiratet ist, aber zwischen Kind und Karriere bislang keine Zeit gefunden hat oder ein rundes Jubiläum begeht, kann sich jetzt sehr einfach unter Gottes Segen stellen“, wirft die gebürtige Bielefelderin Grünhoff ein. „Es ist ein guter Anlass, um die Beziehung neu zu festigen, wenn man zum Beispiel Krisen gemeistert hat“, ergänzt Röhling. Insgesamt unterstützen neun Pfarrerinnen und Pfarrer inklusive Superintendentin Dr. Barbara Schwahn das Konzept, Kirche auf eine andere Art unter die Leute zu bringen und auch das Thema Trauung in den Fokus der Menschen zu rücken.
Gefragt nach dem konkreten Ablauf entpuppen sich die Organisatoren als gewiefte Hochzeitsplaner, die sich vorab viele Gedanken gemacht haben. So werden am großen Tag zwei „liebe Menschen aus dem Gemeindebüro“ die Paare im Foyer der Friedenskirche empfangen, während Tourguides alle Heiratswilligen, die offiziell evangelisch getraut werden wollen, an eine Tafel begleiten, wo sie ihre Traustation auswählen. Im Anschluss erfolgt das Traugespräch. Für diese „grüne Hochzeit“, wie Grünhoff und Röhling sie nennen, gelten nur zwei Bedingungen: Die standesamtliche Trauung muss vollzogen sein, und ein Partner muss Mitglied in der evangelischen Kirche sein. Für alle anderen Paare findet im Altarraum eine Segensfeier statt. Christine Grünhoff bekräftigt mit leuchtenden Augen: „Jedes Paar wird persönlich gesegnet, ob verheiratet oder nicht, ob evangelisch oder katholisch, ob neu verliebt oder seit 25 oder 50 Jahren zusammen!“

Spontan vorbeikommen, um die Liebe zu untermauern? Kein Problem! Einen Dresscode gibt es nicht. „Aber eine vorherige Anmeldung wäre schon schön, damit wir besser planen können“, sagt Röhling lächelnd. Nach den Feierlichkeiten geht es in den großen Saal mit Parkettboden oder zu draußen aufgebauten Stehtischen. „Mit einem Glas Sekt anstoßen, Musik auswählen, die von Kirchenmusikern live gespielt wird, tanzen oder Hochzeitstorte und Fingerfood essen“, zählt seine Kollegin typische Feieraktivitäten auf. Nur dass hier die Kosten der Hochzeit von den Kirchengemeinden getragen werden. Wer die Möglichkeit habe, könne gern eine Spende geben. Ein professioneller Fotograf wird ebenfalls vor Ort sein, und vielleicht schaffen sie es auch noch, eine Fahrrad-Rikscha zu organisieren, schmunzelt Grünhoff. „Man darf auch Gäste mitbringen“, weist sie auf einen wichtigen Aspekt hin. Allerdings sollte die Logistik beachtet werden, „80 Personen passen einfach nicht ins Rosettenzimmer“.
In der Fernsehshow „Nur die Liebe zählt“ brachte Moderator Kai Pflaume Menschen zusammen, die sich bedanken oder auch um Verzeihung bitten wollten. Mit kreativen Ideen und dem neuen Format „Einfach Heiraten“ beweist die Kirche, dass Liebe, Gemeinschaft und Miteinander noch immer die Hauptrolle spielen. Egal, wie schwierig die Zeiten sind.
„Einfach Heiraten in Krefeld“ findet am 25. Mai von 12:30 bis 16:30 Uhr in der Friedenskirche am Luisenplatz 1 statt. Mehr Infos im Web unter gemeindeverband-krefeld.de/einfach-heiraten. Anmeldung erwünscht.
Fotos: Felix Burandt