Als bekennender Borussia-Mönchengladbach-Fan hätte Christoph Roos auch ohne seine Aufgabe als Schauspieldirektor des Theaters Krefeld und Mönchengladbach einen wichtigen Grund, in die Nachbarstadt zu fahren. Nachdem klar war, dass er seinen aktuellen Job bekommt, hat er sich gleich in die Warteliste für eine Stadion-Dauerkarte eingetragen, und auch am Wochenende nach unserem Interview begibt Roos sich gleich zweimal auf die Reise – einmal zur gerade in Gladbach stattfindenden „Pudelpunk“-Aufführung, einmal zum Borussen-Heimspiel gegen den SC Freiburg.

1969 in Düsseldorf geboren, wuchs Christoph Roos in Krefeld auf. Als 18-Jähriger stand er bei einem der ersten Kresch-Projekte auf der Bühne. Nach Gladbach fuhr er in die Disco, und eben zur Borussia. Nach seinem Schulabschluss zog es Roos aber erst einmal in die Ferne. In Berlin studierte er unter anderem Schauspielregie und Theaterwissenschaften. 17 Jahre war er bundesweit als freier Regisseur unterwegs. Als Christoph Roos wegen einer Gastregie wieder in die alte Heimat kam, fragte ihn Intendant Michael Grosse, ob er es sich vorstellen könne, hier Schauspieldirektor zu werden. Roos bekam den Job und ist heute Chef von 14 Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich aber auch bewusst für ihn entschieden hatten. Denn im Theater Krefeld und Mönchengladbach wird der Schauspieldirektor seit 2022 vom Ensemble gewählt.
Beheimatet ist die Schauspiel-Sparte am Standort Krefeld. Hier befindet sich auch die Probebühne. Fürs Publikum gespielt wird immer in beiden Städten. Während die Inszenierungen normal nacheinander in Krefeld und Mönchengladbach gespielt werden, starten die Aufführungen des Jubiläumsstücks „Merlin“ parallel auf beiden Bühnen – in Krefeld unter dem Titel „Merlin oder Das wüste Land“ und in Mönchengladbach als „Merlin feat. Ginevra“. Dabei führt Christoph Roos zum Jubiläum in Krefeld selbst Regie. Merlin in Mönchengladbach wird vom jungen Regisseur Luis Koch inszeniert. „Ganz besonders bei Merlin ist, dass wir während der Vorführungen live zum jeweils anderen Standort schalten. Das ist für mich auch ein schönes Symbol für die 75 Jahre ‚Theater-Ehe‘ zwischen beiden Städten“, betont Roos.
„Für mich ist die Entfernung zwischen Krefeld und Mönchengladbach nahezu ideal“, ist der Schauspieldirektor überzeugt. „Nicht zu nah und nicht zu weit!“ Kaum jemand geht an beiden Orten ins Theater, und logistisch ist die Zusammenarbeit machbar. Klar ist die Organisation von drei Sparten in zwei Städten mit vier Spielorten eine Herausforderung. Aber das hat sich in 75 Jahren sehr gut eingespielt — und dank moderner Technik muss man auch nicht mehr für jedes Meeting in die andere Stadt fahren“, erklärt Christoph Roos. „Ich bin auf jeden Fall sehr froh, wieder in meiner Heimat angekommen und Teil dieses spannenden Projekts zu sein. Denn ohne unsere Theater-Ehe wären beide Städte ein Stück ärmer.“
Mehr Infos zu den Jubiläumsaktivitäten des Theaters Krefeld und Mönchengladbach unter: theater-kr-mg.de/festwochen
Fotos: Matthias Stutte