Stockdunkel ist es vor dem Stadtwaldhaus und usselig kalt, wie der Niederrheiner sagt. Klar, Mitte November kann man nördlich der Alpen keinen lauschigen Sommerabend erwarten. Trotzdem stehen viele Menschen auf der großen Freitreppe vor dem Hauptportal von Krefelds traditioneller Feierstätte. Den Grund dafür kann man bereits aus der Ferne erahnen. Aus Richtung des Bootshauses erklingt langsam lauter werdende Marschmusik und Stück für Stück gibt die Dunkelheit den Blick auf eine fackeltragende Marschkolonne frei. Es sind die Aktiven der Krefelder Prinzengarde, angeführt von ihrem Regimentsspielmannszug und ihrem Stabsmusikzug, die sich auf den Weg zum großen Regimentsappell der Jubiläumssession 2024/25 machen.
Vor dem Gebäude angekommen, laufen die Männer in ihren cremeweißen Uniformen noch eine große Schleife, bevor sie sich in Front vor dem festlich erleuchteten Stadtwaldhaus aufstellen. Auf Befehl von Korpskommandant Hans-Jürgen Holzapfel werden nun die Säbel gezückt. Denn jetzt beginnt der eigentliche Appell. Gemessenen Schrittes gehen Christian Cosman, Präsident der Prinzengarde der Stadt Krefeld, und der erst vier Tage vorher inthronisierte Prinz Peter I. (Doerner) die Front ab. Dabei wirkt die Zeremonie zugleich hochoffiziell und rheinisch entspannt. Denn die Kommandos kommen nicht preußisch-schneidig, sondern mit freundlicher Nonchalance und die Männer in den friderizianischen Uniformen sehen nicht aus, als ob sie sich gleich in die nächste Schlacht stürzen wollen. So wird der Appell dann auch nicht mit einem lauten „Weggetreten“ beendet, sondern mit der gemütlichen Aussage, „Wir sind jetzt hier fertig, wenn ihr wollt, könnt ihr wieder reingehen.“ Drinnen hat die Party schon deutlich Fahrt aufgenommen. Das Stadtwaldhaus ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Neben dem Grün und Weiß der gastgebenden Prinzengarde sieht man Narrenkappen in vielerlei Farben. Wie viele närrische Abordnungen zugegen sind, wird dann später deutlich, wenn Präsident Cosman die Ehrengäste begrüßt. Nach und nach verlagert sich die Festgesellschaft in den großen Saal des Stadtwaldhauses, wo lange Tischreihen aufgebaut sind. Hier trifft man sich, begrüßt Bekannte und trinkt das eine oder andere Bierchen, bis sich die Türen des Saales für den Einmarsch öffnen. Vorneweg die Regimentsmusik, ziehen die Gardisten mit Tschingderassabum durch den engen Mittelgang zur Bühne. Aufgrund der stattlichen Deckenhöhe können Regimentsfahne und Regimentstochter ihren Platz oberhalb des Geschehens einnehmen.
Auf der Bühne setzt sich die Mischung aus Preußens Gloria und rheinischem Frohsinn nahtlos fort. Wie eine grün-weiße Mauer füllen die über 60 Gardisten die Bühne, während die Regimentskapelle, die Bundesschützenkapelle Neuss, dem Saal ordentlich einheizt. Gespielt werden allerlei Karnevalsklassiker, die gerne auf Krefeld umgemünzt wurden. So wird aus „Kölle Allaaf“ kurzerhand „Krefeld Helau“, wobei auch die Krefelder Jecken den Dom in seiner Heimatstadt am Rhein belassen wollen. Stimmungshebend wirken auch die verschiedenen Regimentstänze, allen voran die akrobatischen Darbietungen von Regimentstochter Jessica Pelzers und Tanzoffizier Lars Niemz. Für die versammelten Prinzengardisten ebenfalls sehr wichtig sind diverse Ehrungen und Beförderungen. Wobei die größte Ehre mit dem Großkreuz der Prinzengarde vielleicht dem langjährigen Prinzenadjutanten Georg „Schorsch“ Wanraths zu Teil wird. Als kleine Überraschung bekommt Präsident Christian Cosman von seinen Vorstandskollegen die neue Präsidentenkette zusammen mit der Sonderstufe des Großkreuzes verliehen.
Nachdem auch die lokale Politprominenz begrüßt ist – anwesend sind unter anderem Landtagsmitglied Britta Oellers, Ratsherr Joachim Heitmann und Stadtdirektor Markus Schön – ist die Bühne frei für den ersten jecken Redebeitrag des Abends. Zu Gast ist Martin Schopps, der den Weg aus Köln an den Niederrhein gefunden hat. Im Zivilberuf Lehrer für Deutsch und Sport, kann er einige Anekdoten aus dem Schulalltag beitragen. Aber auch die Politik bekommt ihr Fett weg – und das immer frische Thema Männer und Frauen weiß er auch zu bedienen. Nach der verdienten Zugabe wird dann endlich das Essen in den Saal getragen – in diesem Fall zwei leckere Mettwürstchen auf Grünkohl. Genau die richtige Grundlage für den feucht-fröhlichen Abend, der für viele mindestens bis Mitternacht dauert. Satt an Bildern, Tönen, Speisen und Getränken verlassen wir Pressevertreter nach dem Mahl allerdings das Stadtwaldhaus, und wünschen den Anwesenden weiterhin viel Spaß. Den sie mit Sicherheit gehabt haben.
Fotos: Felix Burandt