Russland im 19. Jahrhundert: Auf einem Landgut lebt die Gutsbesitzerin Larina mit ihren beiden Töchtern Olga und Tatjana. Ihr Mann ist vor kurzem gestorben. Olgas Verlobter Wladimir Lenski bringt seinen Freund Eugen Onegin mit zu Besuch. Die verträumte Tatjana ist „schockverliebt“ und schreibt Eugen noch in derselben Nacht einen Brief. Der lehnt ihre Liebe allerdings ab und lässt sie tieftraurig zurück. Etwas später, an Tatjanas Namenstag, flirtet der gelangweilte Onegin mit Olga, was seinen Freund Lenski zu Tode beleidigt. Es kommt zu einem Duell, bei dem Lenski stirbt. Um zu vergessen, geht der untröstliche Eugen Onegin auf Reisen. Als er nach Jahren zurückkommt, trifft er Tatjana wieder, die inzwischen einen Fürsten geheiratet hat. Auf sein Flehen, nun seine Liebe anzunehmen, geht sie nicht ein. Onegin bleibt allein und verzweifelt zurück.
Soweit in Kürze die Geschichte hinter Peter Tschaikowskis Oper „Onegin“. Als der russische Komponist sein Werk 1879 schuf, war er erst 27 Jahre und wollte einen bewusst lebensnahen Stoff inszenieren. Das Lieben und Leiden der handelnden Figuren dürften Tschaikowskis Zeitgenossen sehr vertraut gewesen sein. Dass dies auch heute noch so ist, zeigen die Reaktionen aus dem Publikum. „Es hatte alles vom wahren Leben: Drama und Liebe. Alle wichtigen Themen waren vereint“, erklärt Joao-Paulo Schulz. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich ein Happy End schöner gefunden hätte“, bemerkt er mit einem Schmunzeln. Im Gegensatz dazu ist seine Begleiterin Jeanette Renz der Meinung, das Schmerz auch zur Liebe gehört. Sie fühlt sich von Tschaikowskis Musik absolut „abgeholt“. Vor allem den Gesang der „Tatjana“ (Sofia Poulopoulou) findet sie „berauschend schön“. Aber auch das Gesamtpaket inklusive des Bühnenbilds überzeugt. Die Harmonie von Gesang, Musik und Bühnenbild wird von allen Befragten gelobt. Wobei vor allem die Dynamik und die immer wieder wechselnden Perspektiven begeistern. „Dass sich die Bühne immer wieder anders darstellt und öffnet, ist super. Auch die Projektionen und dass Tatjana sich dasPapier für ihren Brief an Onegin von den Fenstern reißt, finde ich faszinierend“, betont Jeannette Renz. Alle drei hatten einen Teil der Stückeinführung durch Regisseurin Helen Malkowsky mitbekommen, wodurch sie für die wechselnden Bühnenbilder noch ein Stück sensibler waren. Auf der anderen Seite sind Jeannette Renz und Anne Jaspers der Meinung, dass so eine Einführung die eigene Sichtweise vorprägt. „Wenn ich das Stück nicht kenne, lese ich nie vorab im Programm“, so Renz. „Ich lasse mich gerne überraschen. Und, wenn ich die Geschichte schon kenne, ist der Genuss noch einmal anders. Dann geht es mehr um die Form der Inszenierung – und die war heute absolut gelungen!“
Am 10.01., 04.02. und 14.02. bietet die Dramaturgie jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn eine Stückeinführung im Glasfoyer des Theaters Krefeld an. Alternativ kann man sich die Audioeinführung online unter theater-kr-mg.de/spielplan/eugen-onegin/ anhören.
Bis zum 14.02. gibt es im Theater Krefeld sechs weitere Aufführungen. Tickets bekommt man unter 02151-805-125 oder theater-kr-mg.de.
Fotos: Felix Burandt, Matthias Stutte