Deutsches Messingmuseum

Das Gold des Bürgers

Das Gold des Bürgers.

Messing ist einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit und lässt sich ausgezeichnet verarbeiten. Bei dem Metall handelt es sich um eine Legierung aus Kupfer und Zink, deren Farbe je nach Mischungsverhältnis mehr ins Gold-Orange oder ins Hellgelbe geht. Es lässt sich gut gießen, treiben, hämmern und ziselieren, und wurde daher über die Jahrhunderte für viele Arten von Werkstücken eingesetzt – darunter oft Gegenstände der gehobenen Tischkultur wie Tee- und Kaffeekannen, Kerzenständer oder Tabakbehälter, aber auch Gerätschaften aus den Bereichen Medizin, Schifffahrt, Chemie oder Wiegetechnik. Da Messing ein bisschen wie Gold aussieht, aber nur einen Bruchteil des begehrten Edelmetalls kostet, wurde es auch gern das „Gold des Bürgers“ genannt.

Hausrat und Luxus – von Jugendstil bis Art Déco

Und genau dieses Gold des Bürgers wurde in der Epoche des aufstrebenden Bürgertums, dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, von Künstlerinnen und Künstlern der damaligen Zeit eingesetzt und auf faszinierende Art gestaltet. Viele dieser „schimmernden Kunstwerke“ beherbergt das im August 2022 eröffnete Deutsche Messingmuseum, das seinen Sitz aktuell im Gewerbegebiet Krefeld-Fichtenhain hat. Dabei haben es sich Museumsleiter Knud Schöber und sein Team zu einer ihrer Aufgaben gemacht, in Deutschland bisher weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler, wie den Niederländer Johannes Cornelis Stoffels, der interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Stoffels war Silberschmied und Metallkünstler und lebte von 1878 bis 1952. Er schuf zahlreiche Entwürfe für Hausrats- und Luxusgegenstände, die oft in Messing umgesetzt wurden. Im Krefelder Messingmuseum sind von ihm aktuell unter anderem ein elegantes Teeservice mit Tablett und Zuckerdose, ein Schreibset, Lampen, Uhren und Kerzenhalter zu sehen. Dabei zeichnen sich seine Entwürfe durch eine sehr modern wirkende Schlichtheit aus. Neben seinen fertiggestellten Messingobjekten sind auch einige interessante Entwurfszeichnungen des Künstlers zu betrachten.

Entwurfszeichnungen des Niederländers Johannes Cornelis Stoffels.

Spannende Neuerwerbungen im Jahr 2023

In Deutschland bekannter ist ein anderer im Krefelder Messingmuseum ausgestellter Künstler, der Architekt und Innenausstatter Richard Riemerschmid, der als einer der Wegbereiter des Jugendstils in Deutschland gilt. Er entwarf unter anderem Wohnhäuser für Gartenstädte in Dresden und München und war Mitbegründer der Münchener Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk. Von ihm konnte das Deutsche Messingmuseum voriges Jahr einen prächtigen Messing-Sektkühler mit Bandgravur erwerben. Fast eine Zeitgenossin von Stoffels und Riemerschmid war Else Wenz-Vietor, die vor allem als Kinderbuchillustratorin bekannt wurde. Daneben entwarf sie Tapeten, Möbel und eben auch Geschirr – wie die schlichte Metallkanne mit ihren klaren, geometrischen Formen aus dem Jahr 1924, die im vorigen Jahr ihren Weg in die Sammlung des DMM fand.

Eine in diesem Jahr begonnene Sonderausstellung befasst sich mit Werken der Wiener Werkstätte Hagenauer, die durch ihre Kleinfiguren in abstrakt-dynamischer Formsprache bekannt wurde. In Krefeld zu sehen sind unter anderem expressive afrikanische Stammeskrieger sowie eine Gruppe stilisierter Hunde- und Mäusefiguren. Von denen ist der Weg nicht mehr weit zu den Kühlerfiguren aus den 1920er-Jahren, die nicht zufällig an den springenden Jaguar der gleichnamigen britischen Automarke erinnern.

Reichhaltig illustrierte Bücher für Sammler und Interessierte

Museumsleiter Knud Schöber präsentiert eine Hagenauer-Tierfigur.

Die intensive Beschäftigung mit Messingkünstlern des beginnenden 20. Jahrhunderts schlägt sich im Deutschen Messingmuseum in einer Vielzahl von Buchpublikationen nieder – darunter die Buchreihe „Blaue Sammlerbücher“, die sich immer mit nur einer Objektgruppe wie zum Beispiel Tee- oder Kaffeekannen, Tinten- und Schreibzeuge oder Rauchgeschirr und Tabakgenuss beschäftigen, und Sammlern einen guten Überblick über die Formensprache dieser Designobjekte geben. Die Bücher im handlichen DIN-A5-Format verfügen viele, teils ganzseitige Abbildungen. Ergänzend dazu hat das Deutsche Messingmuseum die Buchreihe „Museumsbibliothek des Wissens“ die sich mit der kunst- und kulturhistorischen Bedeutung der in der Blauen Reihe behandelten Designgegenstände befasst. Dabei geht es zum Beispiel um das Teetrinken in Europa, Teezeremonien, die Bedeutung von Schreibzeugen oder Wärmespendern. Weitere Publikationen des Museums befassen sich mit der Historie der Messingproduktion oder mit verschiedenen Sammelgebieten. Begleitend zu aktuellen Ausstellungen gibt es eine Reihe von Künstlerporträts – unter anderem auch von Johannes Cornelis Stoffels – und die Ausstellungskataloge zu den verschiedenen Satellitenausstellungen in verschiedenen Städten, von Gladbeck im Ruhrgebiet bis Deggendorf in Niederbayern, die das Deutsche Messingmuseum seit Jahren durchführt.

Besuch auf Voranmeldung möglich

Wer sich die Schimmernden Schönheiten aus 500 Jahren Messingkunst in Natura ansehen möchte, kann dies mit Voranmeldung besichtigen. Freitags und samstags um 14 und 16 Uhr finden Führungen mit bis zu zehn Personen statt. Voranmeldung per Mail unter info@deutsches-messing-museum.gallery oder per Telefon: 02151-936380-8.

Deutsches Messingmuseum
Medienstraße 35
47807 Krefeld
deutsches-messing-museum.gallery  

Fotos: Lucas Coersten
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