„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar“, schrieb Dietrich Bonhoeffer. Betritt man die Grabeskirche St. Elisabeth, ist es genau das, was man spürt. Es ist ein Ort der Erinnerung, der Dankbarkeit, der Trauer, aber auch des Trostes entstanden. Kommt man aus dem trubeligen Leben der Hülser Straße in den Kirchenraum hinein, empfangen einen Ruhe und Entschleunigung. Brennende Kerzen und Blumen schmücken den ganzen Raum. Es ist ein friedlicher Ort für alle. Früher war die letzte Ruhe in einer Kirche nur Herrschern, Adligen und hohen Geistlichen vorbehalten. Die Grabeskirche St. Elisabeth ermöglicht jedem eine Grabstätte: Das gilt aktuell umso mehr.
Mit einer Gemeinschaftsgrabstätte, einem Ort, an dem die Asche von vielen Verstorbenen gemeinsam beigesetzt wird, hat die Grabeskirche ihr Angebot vor kurzem um eine kostengünstigere Alternative erweitert. Verwalter Volker Matter: „Wir hatten viele Nachfragen von Menschen, die einfach wirtschaftlich nicht in der Lage sind, über unsere Doppel- und Einzelgrabstätten nachzudenken. Wir haben lange überlegt, wie wir dieses Problem gelöst bekommen, ohne eine erste und zweite Klasse zu schaffen. Das wollen wir hier nicht.“ Es war ein Prozess, an dem viele Entscheidungsebenen beteiligt waren. In Zusammenarbeit mit dem Architekten fand man schließlich eine Lösung. Ein Durchgang in den dicken Kirchenmauern wurde mit einem Möbel belegt, in dem die Urnen in Schwerlastauszügen verwahrt werden.
Durch die Schließung des Durchgangs gibt es zwei Seiten der Gemeinschaftsgrabstätte. Die eine bildet eine Andachtsstelle, wo Kerzen und Blumen abgestellt werden können. Diese findet man in der heutigen Verabschiedungskapelle. „Es ist noch nicht ganz fertig, was noch fehlt ist ein Blumenband und Kerzenständer, wie wir es im Hauptschiff auch haben. Der Metallbauer ist leider noch nicht so weit“, erklärt Matter.
Die Rückseite dient der Betriebsöffnung. „Irgendwie muss die Urne beziehungsweise die Aschekapsel hinein. Diese Seite haben wir mit Absicht sehr dezent gehalten. Man sieht nur eine schlichte weiße Tür ohne Klinke“, erklärt Matter. Die Aschekapsel ist ein versiegelter Kunststoffbehälter mit einem Metalldeckel, in die das Krematorium die Asche füllt. Die Kapsel ist mit dem Namen, dem Geburts- und dem Sterbedatum versehen sowie mit einer Einäscherungsnummer. Die sogenannte Schmuckurne ist reine Zierde. Der Verwalter gibt zu bedenken: „Wir haben hier ein Platzproblem. Wenn ein Gefäß in einem anderen steckt, wird es immer größer. Im Gemeinschaftsgrab können wir deshalb nur die reinen Aschekapseln unterbringen. Wir lösen das momentan so, dass wir die Bestatter bitten, den Familien eine Leihurne zu geben. Bei der Trauerfeier stellen wir eigentlich nie die reine Aschekapsel hin. Ich persönlich finde sie allerdings gar nicht so schlimm.“ Neuerdings gibt es im Bestatterbedarf sogenannte Sleeves, also Stoff- oder Papphüllen, die man über die Kapsel stülpen kann. So ändert man schnell und platzsparend die Optik. Das ist sogar in der Gemeinschaftsgrabstätte realisierbar.
Der Entwurf des Architekten ist passend zum Konzept der Kirche ausgearbeitet. Das Holz der Installation zur neuen Gemeinschaftsgrabstätte ist das gleiche wie die Rückwand im Altarraum. Auch die Form lehnt sich an die Gestaltung im Hauptkirchenschiff an. Die Namen der Verstorbenen finden ihren Platz auf sechseckigen Tafeln, die miteinander ein Beziehungsgeflecht eingehen. „So wie die Verstorbenen im Leben in irgendeiner Form mit anderen Menschen zusammengelebt haben, sind sie hier am Ende ihres Lebens nun auch mit Menschen zusammen, die sie wahrscheinlich zu Lebzeiten nicht gekannt haben“, so Matter, „aber irgendwie gibt es immer ein Beziehungsgeflecht. Über diese sechs Kanten der Platte wird das deutlich. Im Moment ist es noch sehr luftig, mit den acht Menschen, die hier jetzt gerade drin sind, tut sich da noch nicht viel, aber wir haben Platz für 228 Verstorbene.“
Die Mitte der Installation der Andachtsstelle bildet eine stilisierte Grabkammer, die bei Trauerfeiern die Urne aufnimmt. Matter erklärt: „Hier können sie einen Abschluss finden.“ Bei einer Beerdigung auf dem Friedhof wird der Sarg oder die Urne in die Erde gelegt. Dann lässt man erst die Trauergesellschaft gehen. „Der Bagger kommt auch nicht, während die Angehörigen daneben stehen. Das ist hier genauso. Wir geben die Möglichkeit des Abschiednehmens und wenn alle gegangen sind, nehmen wir die Urne und verbringen sie in den eigentlichen letzten Ruheort.“ Die Totenruhe im Gemeinschaftsgrab liegt bei 15 Jahren, für diese Zeit fällt eine Gebühr von 1.500 Euro an. Darin ist die Namenstafel bereits enthalten. Ist die Totenruhe abgelaufen, wird die Asche in ein Tiefengrab im Außenbereich des ehemaligen Klosters verbracht, in räumlicher Nähe zum Friedhof der Kapuziner.
„Bei uns ist der große Vorteil die Pflegefreiheit“, weiß Matter. Besonders bei Verstorbenen, die sehr alt geworden sind, sind die familiären Verflechtungen ganz andere, als wenn jemand mit 60 Jahren verstirbt. Zuletzt fand eine Verstorbene, deren Kinder selbst auch schon weit über 70 Jahre sind, im Gemeinschaftsgrab ihre letzte Ruhe. Wenn niemand mehr da ist, der sich um das Grab kümmern kann, ist man froh zu wissen, dass die Mutter hier gut aufgehoben ist. „Die Dame hat auch im Heim gelebt, wird also selber nicht mehr viel zur Verfügung gehabt haben. Sie hatte aber vor vielen Jahren schon mal eine Verfügung beim Bestatter gemacht und nun passte alles genau. Mit den Vorstellungen und dem Geld. Das spielt halt auch eine Rolle“, weiß der kaufmännische Verwalter.
Die Grabeskirche möchte auch eine Alternative zu anderen günstigen Bestattungsformen bieten, deren Lage oftmals für ältere Angehörige oder verbliebene Ehepartner für spätere Besuche völlig aus der Welt oder nur mit Hilfe erreichbar ist. „Bei uns ist die Straßenbahn vor der Tür und man kann auch auf dem Rückweg vom Einkauf Blumen vorbeibringen“, freut sich Matter. Oder nur kurz „Hallo“ sagen beim Spaziergang und Innehalten vom Trubel da draußen.
Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit
Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen
Hülser Str. 576
47803 Krefeld
Öffnungszeiten der Kirche:
Mo. bis Do. von 10 bis 17 Uhr
Fr. u. Sa. von 10 bis 18 Uhr
So. von 10 bis 17 Uhr
Fotos: Felix Burandt