Die Spannung ist mit den Händen zu greifen im Konferenzraum der Software-Entwickler App Logik am Campus Fichtenhain. Die Köpfe rauchen und die Smartphones laufen heiß. „Cool, gerade ist ein neues Angebot eingegangen!“, vermeldet Carsten Bergau aufgeregt. Den User, der die Transportanfrage bei Place2Bid eingestellt hat, ruft er kurzerhand selbst an. „Haben Sie das neue Angebot schon gesehen? Es ist noch einmal 200 Euro günstiger“, sagt er. „Aber denken Sie daran, es ist nur bis morgen gültig!“ Neben Bergau telefoniert Christopher Borchert, geschäftsführender Gesellschafter der App Logik GmbH, derweil mit einem Programmierer, der noch eine technische Frage klären muss. Es sind aufregende Tage für die beiden Spätdreißiger: Die Logistikplattform Place2Bid, mit der sie sich seit nun rund zwei Jahren beschäftigen, ist seit dem 31. Januar online. Sie soll Kunden mit akuten logistischen Problemen mit den Logistikexperten vernetzen, die konkrete Lösungen anbieten können. „Es wurden schon die ersten Transportaufträge über die Plattform vergeben“, freut sich Bergau.
Die Geburt des eigenen Kindes ist ein Moment, in dem sich der Blick auf die Welt völlig verändert. Mitzuerleben, wie es später die ersten eigenen Schritte macht, schließlich eine eigene Person wird, ist kaum weniger aufregend. Was dachte wohl Bergaus Vater, als er seinen dreijährigen Filius kurz mit dem Kinderfahrrad allein ließ, um die Stützräder aus dem Keller zu holen, nur um bei der Rückkehr festzustellen, dass der Sohnemann bereits auf eigene Faust davongeradelt war? Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, brachte er den Filius kurzerhand in einen Kunstradverein, in dem der sein Talent zur Blüte führen konnte. Mit Artistik auf dem Zweirad hat Bergau zwar schon lange nichts mehr zu tun, dafür ist er als Kopf hinter Place2Bid sozusagen gerade zum dritten Mal selbst stolzer Vater geworden – und wie einem frischgebackenen Papa sieht man dem gebürtigen Willicher die Anstrengungen der letzten Wochen durchaus an. Er musste für den anvisierten Start letzte Feinheiten der Programmierung abstimmen und testen, Experten und Nutzer akquirieren und die Werbetrommel rühren. Jetzt live am Monitor die ersten Erfolge beobachten zu können und zu sehen, dass seine Idee den Usern tatsächlich den erhofften Mehrwert bringt, ist ein schöner Lohn für die harte Arbeit. Am Ziel ist er damit aber noch lange nicht.
Wenn alles so läuft, wie er es sich vorstellt, wird Place2Bid mittelfristig ein Marktplatz für Logistikleistungen aller Art, nicht nur für Transporte wie im Moment. „Die Logistikbranche ist ein absoluter Wachstumsmarkt und außerdem sehr komplex. Sie umfasst ganz unterschiedliche Dienstleistungen und es ist unmöglich, sich in allen Bereichen auszukennen“, spricht der Familienvater aus jahrelanger Erfahrung. Sein duales Logistikstudium absolvierte er bei Fiege, einem Global Player der Branche, bevor er als Assistent der Geschäftsleitung Troubleshooting betrieb und große Logistikstandorte für Esprit und Haribo aufbaute. „Mit der Idee der Selbstständigkeit beschäftige ich mich schon seit gut zehn Jahren“, berichtet er. „Doch es fehlte immer der Eureka-Moment.“ Bis er für einen Kunden eine dringende Lieferung vom norwegischen Zoll befreien musste, wo das Paket irrtümlicherweise gelandet war: „Zum Glück kannte ich einen Zollrechtsexperten, der sich einschaltete“, erinnert er sich. „Für mich bestätigte sich einmal mehr, dass das Netzwerk das A und O in der Logistik ist. Aber es aufzubauen, ist gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen kaum zu schaffen. Genau dort setzen wir mit Place2Bid an.“
Mit der Eingabe eines „Task“ im System – zum Beispiel einer Transportanfrage – erreicht man mittels Place2Bid Dutzende von Experten, die wiederum ihr eigenes Netzwerk hinter sich haben. Was sonst viele Stunden an Recherche und Korrespondenz und damit auch finanzielle Ressourcen verschlänge, erledigt Place2Bid in wenigen Minuten. „Nach bisherigen Erhebungen sparen User mit Place2Bid im Schnitt bis zu 40 Prozent der Kosten und kommen in einem Bruchteil der Zeit ans Ziel“, rechnet Bergau vor. Ein aktuelles Beispiel: Am 21. Februar fragte ein User einen Vier-Tonnen-Transport von Düsseldorf nach Portugal an. Innerhalb kürzester Zeit erhielt er über die Plattform mehrere Angebote, von denen er sich das beste heraussuchen konnte. „Ohne Place2Bid hätte er erst einmal ein Transportunternehmen finden müssen, das nach Portugal fährt – und gerade freie Kapazitäten hat“, erklärt der Unternehmer. „Bei der Transportvergabe ist man auch oft auf Glücks- und Zufälle angewiesen, gerade wenn es schnell und günstig gehen muss. Und die Wahrscheinlichkeit, dieses Glück zu haben, steigt mit der Anzahl der eigenen Kontakte.“
Bergau ist ein sympathischer, offener und ehrlicher Typ, dem es selbst immer leicht gefallen ist, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Seine bescheidene, zuvorkommende Art öffnete ihm auch bei App Logik Tür und Tor. Mit Borchert verbindet ihn mittlerweile eine enge Freundschaft, in der Zusammenarbeit mit den erfahrenen Software-Entwicklern vom Campus hat sich ein echter Team Spirit entwickelt. Kein Wunder, dass Place2Bid und App Logik künftig gemeinsame Wege gehen wollen. Die Betriebsstätte, die Bergau am Campus direkt gegenüber eröffnet, ist erst der Anfang, App Logik wird sich an Bergaus Unternehmen beteiligen. „Die Zusammenarbeit macht uns beiden wirklich Riesenspaß“, lacht Borchert, als er mit seinem Geschäftspartner auf die jüngsten Erfolge anstößt – mit Mate-Limo, wie es sich für eine junge Software-Schmiede gehört. Alle Technikfragen konnten geklärt, ein weiterer Auftrag vergeben werden. Entspannung kehrt ein. Und Bergau bestätigt mit einem zufriedenen Lächeln: „Es fühlt sich wirklich richtig gut an.“ Die beiden haben allen Grund stolz auf ihren jüngsten Spross zu sein – und sie haben noch große Pläne für ihn. Er muss ja nicht unbedingt Kunstradfahrer werden.
Place2Bid
Betriebsstätte Krefeld
Campus Fichtenhain 46
47807 Krefeld
E-Mail: info@place2bid.com
place2bid.com
App Logik GmbH
Campus Fichtenhain 48
47807 Krefeld
Tel.: 02151/820 6600
E-Mail: dev@app-logik.de
app-logik.de
