Ywe Sonnensee

Kunst im Klärwerk

Einen passenderen Ort hätte die Künstlerin Ywe kaum finden können: Das historische Klärwerk in Uerdingen ist mit seinem morbiden Charme noch als „Lost Place“ bekannt – und wird nun für zwei Tage zum Ausstellungsort für ihre Kunst rund um Objekte, die andere Menschen achtlos entsorgt haben. Am 19. und 20. März bietet sie Besuchern eine exklusive Möglichkeit, sich von Krefelder Architektur inspirieren zu lassen: Zu sehen ist eine ganz besondere Mischung aus Fotografien, Skulpturen und Leinwänden. Auch andere Locations, wie die Weinbrennerei Dujardin oder das Hochhaus am Bleichpfad, spielen eine Rolle.

Ihr Lebenslauf ist so vielseitig wie ihre Kunst aus alten Ofenrohren, Schaufensterpuppen, Obstkisten oder Fahrradfelgen: Yvonne Wehenkel nutzt als Künstlerin den Namen Ywe Sonnensee und hat wohl keine Lust auf Langeweile. So jobbte die gelernte Polizistin in einem Duisburger Schallplattenladen und ließ sich danach zur Kauffrau im Einzelhandel ausbilden. Mit Mobilfunkanbietern kennt sie sich genauso aus wie mit der Leitung eines Stadtmagazins. Doch ihr Faible für Kunst drängte sich immer wieder in den Vordergrund: „Als Kind habe ich gern gezeichnet, später kam noch ein großes Interesse an Inneneinrichtung dazu. Heute fasziniert es mich, verschiedene Materialien zu spannenden Skulpturen und Bildern neu zusammenzusetzen.“

Vor der morbiden Kulisse des Klärwerks wirken Skulpturen und Objekte, wie der ,,Machine Man“, die Ywe Sonnensee aus weggeworfenen Materialien herstellt, besonders eindrucksvoll.

Vor drei Jahren zog Yvonne von Kalkar nach Krefeld: Ihr kleines Atelier liegt im Herzen der Innenstadt, versteckt in einem Hinterhof in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Museums. Alte Gebäude haben es ihr angetan, aber noch mehr inspirieren sie Gegenstände, die andere Menschen achtlos entsorgen. So kombiniert sie Holz, Metall, Textilien oder auch Felle zu Kunstobjekten, die nicht nur die Ausgangsmaterialien in ganz neuem Licht erscheinen lassen. „Ich möchte Werke schaffen, die die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters fordern und immer wieder anders erscheinen, je nachdem, von wo aus man sie betrachtet“, erklärt die 50-Jährige. „Besonders freut es mich, wenn mir Menschen berichten, dass ihnen bei längerer oder erneuter Betrachtung Details aufgefallen sind, die ihnen vorher verborgen geblieben waren. Das ist für mich das schönste Kompliment“, lächelt sie.

Die exklusive Ausstellung im Klärwerk zeigt Fotos von Justin Bockey sowie verschiedene Leinwände und Beamerprojektionen rund um die von Yvonne geschaffene Skulptur „Machine Man“. Der chromfarbene Mann aus Stahl stand mehrfach Modell in Zusammenhang mit bekannten Krefelder Bauwerken: Die Weinbrennerei Dujardin ließ sich erstmals auf ein Kunstprojekt ein, aber auch das Hochhaus am Bleichpfad diente schon als Kulisse.

Christoph Becker, einer der Eigentümer des Klärwerks, mit der Künstlerin.

Auf der Suche nach weiteren Fotomotiven der Industriekultur fühlte sich Yvonne von der morbiden Atmosphäre des Klärwerks gleich angezogen: „Ich mag einfach diese leicht abgeranzte Atmosphäre.“ Die neuen Eigentümer arbeiten seit 2018 mit viel Herzblut daran, das schöne Klärwerk als technisches Industriedenkmal zu erhalten. Christoph Becker und seine Freunde Andreas, Klaus und Till begeisterten sich schnell für die Künstlerin und ihre Idee einer gemeinsamen Aktion. Als das erste Foto des „Machine Man“ für die Ausstellung einzieht, stellt Christoph fest: „Es passt perfekt, als ob es schon immer da steht.“

Wer zu Hause oder im Büro noch große leere Wände hat, kann an diesem Wochenende die streng limitierten Fotodrucke erwerben: Von jedem Bildmotiv gibt es nur drei Exemplare in den Größen 100 mal 100 und 100 mal 120 Zentimeter, der Kunst entsprechend auf Alu-Dibond gedruckt. Ein Industriedenkmal als neue Heimat würde natürlich gut passen, ist aber keine Bedingung. Demnächst will Yvonne noch ein Kinderbuch schreiben – damit auch in Zukunft keine Langeweile aufkommt.

Yvonne Wehenkel (Ywe Sonnensee)
Telefon: 0151 28730779
E-Mail: Yvonne.Wehenkel@gmx.de
ywe-sonnensee.de

Artikel teilen: