Dennis Föhles trägt seine Vereinsliebe nicht nur im Herzen oder an seinem Körper. Er fährt sie auch zur Schau. „1936“ hat er sich auf sein Autokennzeichen drucken lassen. Das Gründungsjahr des Krefelder EV. Die Prioritäten sind klar gesteckt bei ihm und seinem Kumpel Jan Worschech. Das erfährt man schnell bei einem netten Plausch in der Gartenlaube im Kleingartenverein Westpark. An den Wänden hängen alte Trikots, Schals und weitere Devotionalien. Die Männer tragen die schwarz-gelben Pullover und Schirmmützen ihres selbst gegründeten Fanclubs „Powerplay Pinguine `16“ und fiebern an einem Abend im Oktober bei einem kühlen Bierchen schon dem anstehenden Spiel entgegen. Wer wissen möchte, wie echte Vereinstreue und Hingabe für die Krefeld Pinguine aussieht, der braucht sich nur mal ein paar Minuten mit diesen beiden sympathischen Mittdreißigern unterhalten. Sie leben für den KEV – und der KEV lebt gerade auch durch Fans wie sie.
Eingefleischte Schlachtenbummler wie Dennis und Jan sind mit dem Verein durch Täler gegangen, haben mit ihm aber auch Gipfel erklommen. Nie haben sie dabei die Leidenschaft für ihren Club in Frage gestellt. Auch wenn sie mal für kurze Zeit nicht zu den Unterstützern auf den Rängen gezählt haben – wie etwa nach dem Umzug der Pinguine aus dem geliebten alten, engen und rauen Eishockeytempel Rheinlandhalle in die neue Multifunktionsarena auf die andere Straßenseite. „Es war so ungewohnt dort. Die Akustik war einfach für den Arsch“, stellt Jan klipp und klar fest. Natürlich kamen die beiden Männer wieder, erst sporadisch, dann erneut mit Dauerkarte wie schon zu früheren Zeiten in der Rheinlandhalle. Dennis verschlug es beruflich auch mal mit seiner Frau nach Süddeutschland, dann aber setzte irgendwann das Heimweh ein. Nach Krefeld, nach dem KEV. Seit mehr als 20 Jahren nun schlagen die Herzen schneller, wenn es zum Eishockey geht. „Das Feuer lodert noch immer“, erzählt Dennis stolz. „Und das wird auch nicht erlöschen“, fügt sein Kumpel Jan hinzu.
Krefeld, die Eishockeystadt. Das steht für beide Männer außer Zweifel. Wenn man mit dem Zug am Hauptbahnhof aussteige, dann müsse man schon lesen können, in welchem Revier man sich hier befindet. Ein Logo des Krefelder EV wäre schön. „Der Name KEV müsste noch weiter gepusht werden“, meint Dennis. Mit dem Volkssport Fußball können sie nicht viel anfangen. „Fußball ist für mich eine Randsportart“, findet er. „Ich liebe das Tempo, die Härte auf dem Eis und die Auswärtsfahrten.“ Sein Freund Jan kann ihm da nur zustimmen: „Das ist nicht so ein Rumgeheule beim Eishockey.“
In der Meistersaison der Pinguine 2002/2003 zelteten sie vor den Kassenhäuschen an der Westparkstraße, um noch Karten zu ergattern für ein Play-off-Spiel. Im Sommer 2017 flogen sie für ein Testspiel nach Nottingham. Man muss schon eine große Passion in sich spüren, um solche Kurztrips auf sich zu nehmen. Derbys gegen die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie sind Pflichttermine im Kalender, genau wie die Sambafahrten mit Fans und Mannschaft. Da, wo die Nähe zu den Fans noch etwas zählt. „Wir sind keine Eventfans“, stellt Dennis klar. Nur ins Stadion zu gehen, um Eishockey zu sehen und sich irgendwie unterhalten zu lassen, das ist nicht das Ding der beiden Männer. „Wenn wir irgendwie können, dann gehen wir immer hin. Wir versuchen alles möglich zu machen, um gehen zu können, egal in welcher Liga der KEV spielt.“ Das Leben neben dem Beruf ist daher voll auf die Krefeld Pinguine abgestimmt, wie die Profimannschaft heißt. „Wir reisen weit, wir reisen viel, quer durch die Republik“, lautet der Slogan nicht von ungefähr. Auch für Fanaktionen sind sie schnell zu gewinnen, wenn es dem Wohle des Clubs dient.
Früher schauten sie als Jungspunde die Trainingseinheiten in der Rheinlandhalle, spielten mit späteren Eishockey-Stars wie Christian Ehrhoff oder Adrian Grygiel das Fangspiel „Black Man.“ Immer waren sie eng dran an ihrem Verein. Die vergangenen Jahre aber waren eine harte Prüfung für ihre Vereinsliebe. Sportlich dümpelte der KEV seit 2015 im Keller der Deutschen Eishockey Liga herum, reihte Niederlage an Niederlage. Die Mannschaft gab lange Zeit kein funktionierendes Gebilde ab. Dann der scheppernde Investorenwechsel im vergangenen Jahr, der Rechtsstreit mit Vereinsikone Daniel Pietta. „Jetzt sieht es so aus, als könne es wieder bergauf gehen. Das Gefühl ist positiver. Die Unruhe ist weg“, hofft Jan. Im Umfeld erlebt man einen Aufbruch. Man sehnt die lautstarke Nordtribüne zurück, die „Schwarz-gelbe Wand“, wie sich die tapferen Fans der Pinguine selbst nennen.
„Der KEV hatte nie einen Etat zum Geldrausschmeißen. Wir sind nicht München oder Mannheim, aber 2003 hat es ja auch geklappt“, erzählt Jan. Damals zeigten die Pinguine der reichen Konkurrenz die lange Nase und wurden überraschend Deutscher Meister. „Die Meisterschaft wäre jetzt mega“, sagt er noch: „Aber die Pre-Play-offs sind auf jeden Fall machbar.“ Der Glaube an den Fortschritt – er ist wieder spürbar bei den Schwarz-Gelben. Gerade wurde das 85. Jubiläum gefeiert. Unterkriegen lassen sie sich nicht an der Westparkstraße. Und die Fans schon mal gar nicht.
Zu Hause wird der Nachwuchs gleich mit dem KEV sozialisiert. Vater Dennis zeigt seinem Töchterchen mit Pinguinen-Plüschtieren im Kinderzimmer, was wichtig ist. Schwarz-gelb erzogen, reicht er das Feuer nun an die nächste Generation weiter. Auch sie soll später die Krefelder Farben hochhalten, ganz wie der Papa. Teil werden der großen KEV-Familie. Eine starke Basis, auf die sich der Traditionsclub immer schon verlassen konnte. Der Glaube ist stark: Gemeinsam geht es wieder aufwärts.