Eine Premiere am letzten Tag vor dem „Lockdown“

November-Endspiel

Samuel Becketts Drama „Endspiel“ stammt aus dem Jahr 1956 und spielt vor dem Hintergrund einer durch eine (nukleare) Katastrophe zerstörten Welt. Die vier handelnden Personen führen teilweise absurde Dialoge, die zwischen Rückschau, Hoffnung und Resignation mäandern. Traurigerweise stellt die Premierenaufführung am 1. November 2020 für das Theater Krefeld ebenfalls ein vorläufiges Endspiel dar, da der zweite Lockdown ab dem nächsten Tag alle Theater schließt. Coronabedingt musste die Zuschauerzahl an diesem letzten Tag auf 172 begrenzt bleiben, weshalb der Zuschauerraum vor der großen Bühne nur wenig gefüllt war. Das hielt die anwesenden Schauspiel-Enthusiasten nicht davon ab, der tollen schauspielerischen Leistung ausgiebig zu applaudieren. Stellvertretend sollen hier drei Premierenbesucher zu Wort kommen:

Anne und Carsten Lippitz fanden es sehr interessant, sich inhaltlich mit Becketts Theater auseinanderzusetzen, und besonders Anne Lippitz war froh, sich vorab auf das Stück vorbereitet zu haben. „Die Szene spielt in einer eigenartigen Endzeit – nur in einem Raum, außerhalb dessen nichts existiert außer einem dunklen Grau“, so Carsten Lippitz. „Das ist für mich gut nachvollziehbar. Weniger klar ist mir die Funktion der Eltern in den Mülltonnen. Hat man sie etwa aufs Altenteil abgeschoben?“ Währenddessen beschäftigt sich Lippitz‘ Frau Anne mit dem Verhältnis von Clov und seinem Herrn Hamm: Wer verlässt hier eigentlich wen? Da bin ich mir nach dem Stück nicht so sicher, denn am Ende bleibt Clov ja doch“, fragt sie sich. Insgesamt war das Ehepaar mit dem Theaterabend aber sehr zufrieden. „Das absurde Theater wurde vom Krefelder Ensemble gut umgesetzt, und die Regie war wie immer toll“, betont Carsten Lippitz, und seine Frau ergänzt: „Ich fand die Inszenierung bitterböse bis bittersüß. Die reale Welt empfinde ich allerdings als nicht ganz so schlimm. Als Wahlabonnenten sind wir gern im Krefelder Theater zu Gast. Schade, dass das im Moment so schwierig ist“, lautet Anne Lippitz‘ Resümee.  

Dr. Lothar Vahling lobt als erstes die grandiose schauspielerische Leistung: „Vor allem der Hauptdarsteller (Christoph Hohmann als „Hamm“) hat es toll geschafft, über eineinhalb Stunden den Spannungsbogen zu halten – und immer wieder seine beeindruckenden Ausbrüche zu spielen“, stellt er fest. „Für mich war das absurdes Theater in seiner besten Form – dessen Inhalte man in seinem Zeitkontext sehen muss“, so Vahling. „Das Stück ist Anfang der 50er Jahre geschrieben worden – sicher unter dem Eindruck der ersten Nuklearwaffeneinsätze und der Erfindung der Wasserstoffbombe. Auf der Bühne sehen wir, was nach einer nuklearen Katastrophe von der Menschheit übrig geblieben ist.“ Ausdrücklich bedauert der langjährige Theaterabonnent, dass der Zuschauerraum nur sehr dünn besetzt war. „Das Stück hätte trotz Corona mehr Zuschauer verdient“, betont er. „Es ist vielleicht auch eher ein Thema für die Studiobühne. Insgesamt kann ich nur sagen: Toller Abend, super gemacht, Gratulation!“ 

Dieses Jahr sollen insgesamt sechs „Endspiel“ Aufführungen stattfinden. Geplante Termine: 2., 10., 11., 19., 20. und 27. Dezember.

Infos & Tickets unter www.theater-kr-mg.de oder Tel.: KR / 805-125

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